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Wir wollen kein ‚Mia san mia’

Bayernbund-Diskussion über Heimat mit Vertretern aus Kirche, Kultur und Politik

Bayerische Patrioten sind keine Nationalisten. Sondern Menschen, die offen für Veränderung sind, die sie mit Augenmaß zum Wohl der Gesellschaft beeinflussen möchten. Mit diesen Worten hat Adolf Dinglreiter, Landtagsabgeordneter a.D. und Ehrenvorsitzender des Bayernbundes, den traditionsbewussten Einheimischen bei einer Diskussionsrunde des Bayernbundes am vergangenen Donnerstag in den Ergoldinger Stuben beschrieben. In dieses Bild passten die Teilnehmer aus Kirche, Kulturpflege, Trachtenwesen und Politik gut hinein. Das Thema der Runde: „Welche Heimat wollen wir erhalten und gestalten?“

In seiner Einführung ging Dinglreiter auf die Definition von Heimat und ihren Erhalt ein. „Heimat ist der Lebensraum, den wir mitgestalten. Wer Verantwortung für das Geschehen vor Ort übernimmt, der fühlt sich daheim.“ Für den Bayernbund bedeute Heimat Nähe, aber nicht Einengung: „Wir wollen kein ‚Mia san mia’, sondern wir wollen offen sein für die Welt.“

Die bayerische Kultur sei allerdings untrennbar mit christlichen Werten verbunden. Und gerade die christliche Tradition sieht Dinglreiter in Gefahr: „80 Prozent der Einwohner Bayerns sagen, sie seien christlich erzogen. Aber nur 30 Prozent von ihnen geben das an ihre Kinder weiter. Wenn unsere Kultur glaubwürdig sein soll, müssen wir sie auch leben.“

Behördenverlagerungen nur erste Schritte für ländlichem Raum

Darum fordert der Bayernbund laut Dinglreiter unter anderem, das Fach Heimatkunde stärker im Lehrplan der Grundschule zu verankern. Außerdem müsse die Politik die Dörfer lebendig halten. „Wir brauchen gleichwertige Lebensverhältnisse im Vergleich mit den Ballungsräumen. Behördenverlagerungen allein reichen da nicht.“ Der Bayernbund habe das Konzept „Lebenswerte Zukunft für Bayerns Regionen – Aktive Bürgergesellschaft für unsere Dörfer“ entwickelt, um sich damit auf allen politischen Ebenen einzubringen.

Sebastian Friesinger, Landesvorsitzender des Bayernbundes, leitete die Diskussionsrunde mit dem Landshuter Stiftspropst Monsignore Dr. Franz Joseph Baur, Bezirksheimatpfleger Dr. Maximilian Seefelder, Sebastian Obermeier, Vorsitzender des Trachtenvereins Hinterskirchen, und dem CSU-Bundestagsabgeordneten Florian Oßner. Auf seine Frage, was typisch für Heimat in Bayern und der Region Landshut sei, antwortete Obermeier: „In anderen Regionen Deutschlands gibt es kaum mehr Musikantengruppen. Und auch keine Handwerker für die Trachtenschneiderei. Dafür kommen die Leute zu uns.“

Zum Thema Heimat und Globalisierung erklärte Seefelder: „Der Heimatbegriff ist ein Produkt der Moderne. Ohne Industrialisierung und Globalisierung, durch die Wirtschaft international geworden ist, wäre der Fokus nicht darauf gerichtet worden.“

Grundgesetz gibt Leitkultur vor

Die Frage, ob es eine bayerische Leitkultur gebe, beantwortete Oßner klar mit Ja: „Das deutsche Grundgesetz und die bayerische Verfassung haben die christlich-abendländische Tradition als Basis unserer Gesellschaft verankert. Daraus folgen bestimmte Grundprinzipien für den Umgang miteinander, an die sich jeder in einem Rechtsstaat halten muss.“ Für alle Zugezogenen aus dem Ausland, die das berücksichtigen und die Sprache lernen, könne Bayern sehr wohl Heimat sein. „Wenn wir Wert auf das Prinzip des Förderns und Forderns legen, funktioniert Integration bei uns größtenteils gut. Entscheidend sind auch Persönlichkeiten, die andere mitreißen und motivieren können.“

Trachtenvereinsvorsitzender Obermeier forderte Zugezogene aus dem In- und Ausland zu gesellschaftlichem Engagement auf: „Integration in Bayern gelingt, wenn Neuankömmlinge das wollen. Wenn sie dagegen nur an ihrer Arbeit und individuellem Freizeitvergnügen interessiert sind, tut das jeder Dorfgemeinschaft weh.“

Stiftspropst Baur betonte den zentralen christlichen Wert für das Zusammenwachsen einer Gesellschaft: „Heimat kann nur gelingen, wenn jeder Mensch dem anderen zutraut, dass er ein Vertrauter sein kann.“

In der abschließenden Diskussion mit dem Publikum kam die Bedeutung der bayerischen Sprache zur Debatte. Dabei lobte Bezirksheimatpfleger Seefelder die Sprachwissenschaft: „Weil die Forscher wissenschaftlich bestätigt haben, dass Dialektsprechen positiv für die Entwicklung von Sprach- und Lernfähigkeit ist, kommt der Dialekt nun wieder stärker in den Lehrplänen vor.“

Tauschten sich über die Bedeutung und die Gestaltung von Heimat aus (von links): Sebastian Obermeier, Vorsitzender des Trachtenvereins Hinterskirchen, Bezirksheimatpfleger Dr. Maximilian Seefelder, Sebastian Friesinger, Vorsitzender des Bayernbundes, Adolf Dinglreiter, Ehrenvorsitzender des Bayernbundes, Stiftspropst Dr. Franz Joseph Baur und Bundestagsabgeordneter Florian Oßner.
Die ehemaligen Amts- und Mandatsträger der CSU in der Region Landshut mit Ministerpräsident a.D. Dr. Günther Beckstein (vorne Vierter von links), Staatsekretär Bernd Sibler (hinten Dritter von links), Kreisvorsitzendem und Bundestagsabgeordnetem Florian Oßner (vorne Vierter von rechts) sowie den Direkt- und Listenkandidaten für die Landtags- und Bezirkstagswahlen in den Stimmkreisen Landshut (Helmut Radlmeier, Prof. Ralph Pütz sowie Martina Hammerl) und Dingolfing-Landshut (Dr. Petra Loibl, Benjamin Taitsch sowie Monika Maier und Konrad Hartshauser). (Foto: Willi Kappl)

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